Die Geburtsstunde unseres Vereins (1971 – 1973)
Die Gründung des „Eisenhüttenstädter Basketball-Verein 1971 e.V.“ fand in einem Jahr statt, in dem sich ein besonderes Ereignis für den Basketballsport jährte. 1891 gilt als das Geburtsjahr des Welt-Basketballs. Und so geschieht es, dass der Eisenhüttenstädter und der Welt-Basketball in jedem ersten Jahr einer Dekade ihr Jubiläum begehen. Das erste Spiel der Basketballgeschichte fand am 21. Dezember 1891 statt und endete mit 1:0. Ein geradezu lächerliches Ergebnis aus heutiger Sicht. William R. Chase hieß der glückliche Korbschütze und ging damit in die Analen der Sportgeschichte ein.
80 Jahre später, im Jahr 1971, kam der Berufsschullehrer Manfred Borchert im Rahmen der Absolventenlenkung aus Dresden an die Betriebsberufschule des BMK Ost nach Eisen-hüttenstadt. Er war nicht hierher gekommen, um Sportgeschichte zu schreiben. Nein, er wollte seinem Beruf, den er mit aller Leidenschaft ausübte, nachgehen und eine neue Heimat finden. Doch neben seinem Beruf hatte er noch eine Liebe, den Basketballsport. In seiner ursprünglichen Heimat, der Kreisstadt Bernau, am Rande Berlins, lernte er 1963 die Grundbegriffe des Basketballs. Diese hatte er verinnerlicht, war 1967 nach dem Ablegen des Abiturs 4 Jahre Student in Dresden umd dort bereits als Trainer von Nachwuchs-mannschaften tätig. Nebenbei spielte er vier Jahre in der DDR-Liga-Mannschaft von HfV Lok Dresden. Als lediglich 1,74 Meter großer Spieler eine beachtliche Leistung.
Basketball war für die damaligen Verhältnisse eine nicht gerade populäre Sportart in der DDR. Denn sie wurde von offizieller Seite nicht gefördert. Wenn auch in dieser Sportart nie die Chance bestand, Kinder und Jugendliche mit der erstrebenswerten Perspektive einer Olympiateilnahme zu gewinnen, trug die leidenschaftliche und engagierte Arbeit von Manfred Borchert bald ihre ersten Früchte. In der Betriebsberufsschule des BMK Ost fand er Interessenten, die ebenfalls Gefallen an diesem Sport fanden. Es war zunächst eine kleine Trainingsgruppe, die sich regelmäßig in der Turnhalle der Betriebsberufsschule in der Zementstraße (heute Oderlandstraße) traf. So entstand 1971 die erste Basketballmannschaft. Zu den Lehrlingen, die am Anfang mitzogen, gehörten Hartmut Nowak, Wolfgang Bressem, Ernst-Ulrich Ewert, Andreas Hölle, Norbert Schleusener, Kurt Schuch, Burkhard Werk, Gerd Hergeselle, Detlef Günther und Uwe Danneberg.
Es begann mit der Jugend (1973 – 1985)
Eisenhüttenstadt war für den Basketballsport fast Niemandsland. Nur bei der BSG Stahl gab es unter Leitung von Jürgen Porzig eine Schülermannschaft/Mädchen. Zum Anfang waren es vorwiegend circa 15 Lehrlinge aus der Betriebsberufsschule des BMK, die sich zum Training und zum Wettkampf trafen. In den Schulen der Stadt entstanden nach und nach Arbeits- und Schulsportgemeinschaften, in denen neben Handball und Fußball auch Basketball gespielt wurde. Engagierte Sportlehrer, wie Erich Liebich, Volker Franze und Hans Dudek sorgten dafür, dass die Jungen und Mädchen erste Kenntnisse über diese Sportart erhielten. In der Saison 1972/73 beteiligten sich bereits acht Mannschaften aus Eisenhüttenstadt an Bezirksmeisterschaften und Pokalturnieren. Die von Manfred Borchert und Rainer Schulz trainierte männliche A-Jugend der BBS BMK Ost nahm an der Bezirksmeisterschaft und am DDR – FDJ Pokal teil. In der Meisterschaft belegte sie den 3. Platz. Sehr erfolgreich spielten die Mädchen der BSG Stahl Eisenhüttenstadt unter Übungsleiter Jürgen Porzig. Sie belegten erste Plätze sowohl im Pokal als auch in der Meisterschaft. Außerdem beteiligten sich Schülermannschaften aus der 2. und 4. Oberschule Eisenhüttenstadt am Spielbetrieb.
Um die finanzielle Seite des Übungs- und Wettkampfbetriebes abzusichern, wurde die Sportart Basketball in die Betriebssportgemeinschaft des BMK Ost, dem Trägerbetrieb der Betriebs-berufsschule, als Jugendabteilung eingeordnet. Sehr engagiert und unterstützend wirkte dabei Fritz Saß. Innerhalb weniger Wochen waren 50 Mitglieder gewonnen und vier Mannschaften standen im Spielbetrieb. So konnte die BSG Aufbau Eisenhüttenstadt mit einem Männerteam, den A-Jugendmannschaften der Jungen und Mädchen sowie einer A-Schülermannschaft in die Meisterschaftsrunde 1973/74 starten. Die Männermannschaft belegte sofort einen guten 3. Platz. Sehr erfolgreich im Bezirksmaßstab war in dieser Saison vor allem die Schulsport-gemeinschaft der Erweiterten Oberschule Eisenhüttenstadt, deren 15- bis 16-jährige Jungen Bezirksmeister wurden. Unterstützt wurde diese Mannschaft von Betriebsberufsschule durch Kurt Schuch und Norbert Schleusener. Die weiblichen Schüler A der BSG Stahl unter Trainer Jürgen Porzig nahm in dieser Spielzeit an den DDR- Meisterschaften und am DBV-Pokal teil.
In der Saison 1974/75 war die BSG Aufbau bereits mit sieben Mannschaften im Spielbetrieb. Die Männer etablierten sich in den 70er Jahren in der Bezirksmeisterschaft. Insbesondere der Nachwuchs der Sportgemeinschaft war in diesen Jahren erfolgreich. Dieser wurde von Trainern und Übungsleitern betreut, die selbst noch jung an Jahren waren und aktiv im Spielbetrieb standen, wie Astrid Presch, Katrin Paulick, Dirk Zimmermann, Uwe Lange und Ulf Scheibel. Mit einem abwechslungsreichen Vereinsleben wurde versucht, vor allem die Jugendlichen langfristig an den Verein zu binden. Dazu gehörten regelmäßige Kegelabende und Ausflüge, wie z. B. Schiffsfahrten auf einem Dampfer der Eisenhüttenstädter Flotte, aber auch die gegenseitige Hilfe bei Umzug oder Gartenarbeit.
Ende der 70er Jahre trug die gute Nachwuchsarbeit im weiblichen Bereich. 1980 gelang einer Mädchenmannschaft der Sprung in die DDR-Liga, der damals zweithöchsten Spielklasse des Landes. Ein Riesenerfolg für das junge Team von Trainer Manfred Borchert. Spielerinnen wie Karin und Jana Giesel, Ramona Kubzyk, Elke Böhm, Evelin Simon, Yvonne Kellermann, Dorit Winkler, Heike Fabian, Marita Mentzel, Heike Kroschel sowie Marika Müller gehörten zu dieser Mannschaft. Leider blieb es nur eine einjährige Episode. Die Mannschaft stieg wieder ab und fiel aus unterschiedlichsten Gründen auseinander. Für einige Spielerinnen blieb dieses Jahr jedoch eine große Erfahrung, die sie später auch als Übungsleiterin weitergeben konnten.
In der Saison 1982/83 errangen die Mädchen der Alterklasse 15/16 den Bezirksmeistertitel. Astrid Presch und Katrin Paulick gehörten zu den Stützen des Teams. Die 12-jährigen Mädchen um Doreen Schröder und Anja Brückner errangen im gleichen Jahr den Vizemeistertitel und übertrumpften damit sogar die erste Mannschaft der BSG. Im Jahr 1984 bekamen die Basketballer der BSG Aufbau dank der Unterstützung der Stadt ein neues Domizil, die Turnhalle der 14. Oberschule „Werner Lamberz“ in der Eisenbahnstraße. Schon fast obligatorische Arbeitseinsätze nach der Arbeit oder Schule wurden deshalb dazu genutzt, die eigenen Trainings- und Spielmöglichkeiten zu verbessern. Sehr viele musste selber gemacht werden. Zusätzliche Basketballkörbe und -bretter, außer der Grundausstattung, gab es nicht. Die Bretter wurden von den Sektionsmitgliedern selbst zurechtgesägt, gestrichen und angebracht. Auch die Körbe waren Handanfertigung. So entstanden in Eigeninitiative und Handarbeit noch einmal acht Basketballanlagen.
Erfolge unter schweren Bedingungen (1985 – 1990)
Die Attraktivität unserer Sportart nahm zu. Gab es 1985 lediglich 40 aktive Basketballer in Eisenhüttenstadt, so waren es 1989 schon 130 Mitglieder. Die Sektion Basketball, seit 1985, der BSG Aufbau hatte eine große Ausstrahlungskraft. Diese Entwicklung war nicht zuletzt das Resultat der aufopferungsvollen Arbeit und des persönlichen Engagements aller Spieler, Übungsleiter und Verantwortlichen der Sektion.
In der Spielzeit 1985/86 waren fünf Mannschaften der Sektion im Spielbetrieb. Die Herren erreichten einen guten 3.Platz, ebenso die Jungen der Altersklasse 15/16. Noch erfolgreicher waren die Mädchen der Altersklasse 17/18, die den Bezirksmeistertitel errangen und die Mädchen der Altersklasse 15/16, die Zweiter wurden. Die 17- bis 18-jährigen Jungen belegten einen 4.Platz. Anlässlich des 15-jährigen Bestehens der Sektion fand im September 1986 ein Herrenturnier um den Pokal des Vorsitzenden der AWG Eisenhüttenstadt statt. Teilnehmer waren Teams aus Bernau, Frankfurt (Oder), Dresden, Ottendorf-Okrilla und dem ehemaligen Karl-Marx-Stadt. Sieger wurde der Favorit von der HfV Lok Dresden. Die Mannschaft der BSG Aufbau kam über den letzten Platz nicht hinaus. Im Jahr 1989 fand eine Neuauflage dieses Turniers statt.
Natürlich gab es in diesen Jahren auch Probleme. So waren zu wenige und vor allem zu wenige gute Kampf- und Schiedsrichter vorhanden, um einen regelmäßigen Wettkampfbetrieb zu gewährleisten. Außerdem hatte die Sektion geringe finanzielle Reserven für die weitere Unterstützung der Jugendarbeit. Trotz dieser immer schlechter werdenden Lage konnten die Mannschaften der Sektion Basketball an bisherige erfolgreiche Jahre anknüpfen.
Seit 1985 gab es im Bezirk stets vordere Plätze der Jugendmannschaften. Hinzu kamen Siege bei Spartakiaden auf Bezirksebene und zahlreiche gute Platzierungen in den verschiedenen Altersklassen. Die Junioren spielten in der Saison 1988/89 sogar in der höchsten Spielklasse des Landes und erreichten einen hervorragenden 5.Platz. Diese Platzierung war das bis dahin beste Ergebnis einer Mannschaft der Sektion. Trainer Manfred Borchert formte eine homogene Mannschaft. Zum Team gehörten in dieser Spielzeit Steffen Gust, Mario Lemanczyk, Olaf Eichner, Ulf Scheibel, Thomas Göres, Christian Leetsch (verstorben) sowie die Nachwuchsspieler Jörg Bastian, Franko Löser und Denis Herzog. Mit 261 Punkten, dass waren beeindruckende 47,8 % der Mannschaft, war Steffen Gust der überragende Spieler dieser Mannschaft. Einige dieser Spieler sind heute noch im Senioren II – Team unseres Vereins aktiv.
Im Jahr 1989 stieg die Männermannschaft in die DDR-Liga, Staffel Nord, auf. Diese Mannschaft war aus dem eigenen Nachwuchs entstanden und gereift. Das Durchschnittsalter des 12-köpfigen Spielerstamms um den 28-jährigen Kapitän Jörg Hohlbein betrug 24 Jahre. Zu den Leistungsträgern dieses Teams gehörten der 34-jährige Hartmut Nowak und der erst 18-jährige Steffen Gust, der bereits in der Junioren-Oberliga erfolgreich war. Der Klassenerhalt war in diesem ersten Jahr das Ziel, leider misslang der Start. Am 14. Oktober verlor die Mannschaft in eigener Halle ihr erstes Spiel gegen Staffelfavorit Lok KIM Bernau mit 61:83. Nach mehreren Niederlagen gelang gegen die WGK Rostock mit 72:50 der erste Sieg. Mario Fejfar und Thomas Hänlein waren die Besten in einem ausgeglichen Team. Den zweiten Sieg errang man bei der heimstarken Mannschaft von ZBO Greifswald mit 67:62. In dieser spannenden und hart umkämpften Partie gehörten Axel Wollmann, Thomas Hänlein und Jörg Bastian zu den Besten. Nach einem 9.Platz zum Ende der Saison musste die Mannschaft ihr gestecktes Ziel, nicht abzusteigen, aufgeben und stieg ab.
Gegen Ende der 80er Jahre hatte die Sektion Basketball der BSG Aufbau ca. 130 Mitglieder; an vier Oberschulen der Stadt arbeiteten Arbeitsgemeinschaften. Insgesamt standen von der Alterklasse 13 bis zu den Damen und Herren 13 Mannschaften im Wettkampfbetrieb. Neben der Ligamannschaft spielten alle anderen 12 Mannschaften auf Bezirksebene. Die Mädchen der Altersklasse 13/14 von Übungsleiterin Astrid Presch wurden in der Saison 1988/89 Bezirksmeister und errangen den Bezirkspokal.
Ein eigenständiger Verein – EBV 1971 e.V. (1990 – 2001)
Die Wende ging auch am Basketballsport nicht spurlos vorüber. Anfang 1990 demonstrierten Sportler aus Eisenhüttenstadt, darunter auch die Basketballer der BSG Aufbau, gegen den Abbau des Sports, insbesondere im Kinder- und Jugendbereich. Im Juni 1990 verabschiedete der Ministerrat der DDR einen Beschluss, der die Verantwortlichkeit der Betriebe für den Sport aufhob. Für die BSG Aufbau fielen mit dieser Entscheidung die Fördermittel aus dem Kultur- und Sozialfonds des BMK Ost aus. Die Gemeinschaft und ihre Sektionen mussten nun andere Wege zur Finanzierung ihres Sports suchen.
Die Sektion Basketball stand vor der Entscheidung weiterhin unter dem Dach der Sportgemeinschaft zu bleiben oder einen eigenständigen Verein zu gründen. Die Eisenhüttenstädter Basketballer entschieden sich für den zweiten Weg, der nicht unkompliziert, letztlich aber erfolgreich war. Für den neu gegründeten Vereins standen ungewöhnliche Aufgaben an. Erster Vorsitzender wurde Manfred Borchert, sein Stellvertreter war Hartmut Nowak, Kassenwart Birgit Borchert, Jugendwart Doreen Westphal, Schiedsrichterwart Steffen Gust, Pressewart Peggy Schenk. Zunächst nannte man sich „Eisenhüttenstädter Basketball-Verein 1990 e.V.“ und seit 1991 tragen wir den Traditionsnamen „Eisenhüttenstädter Basketball -Verein 1971 e. V“.
Durch die Auflösung der ehemaligen Bezirke und der Entstehung des Landes Brandenburg kämpften die Mannschaften nun nicht mehr um die Bezirksmeisterschaft Frankfurt (Oder), sondern in der Oberliga oder Landesliga Brandenburgs spielten. Neuerungen gab es vor allem im Nachwuchsbereich. Nach Abschluss der Punktspiele in diesen Spielklassen waren Brandenburgs Landesmeister und Vizemeister qualifiziert, in einem Qualifikationsturnier zur Ostdeutschen Meisterschaft gegen die Gleichplatzierten von Sachsen-Anhalt und Berlin zu spielen.
Neue Probleme, finanzieller Art, taten sich auf. Man musste sich Sponsoren suchen, denn nur mit Mitgliedsbeiträgen war auf Dauer kein Vereinsbetrieb zu finanzieren. Hinzu kam ein merklicher Rückgang der Mitgliederzahl. Aufgrund von Arbeitslosigkeit und Arbeitsplatzwechsel verlor der EBV in diesen Jahren zahlreiche Spieler und Spielerinnen. Zu seinem 20-jährigen Bestehen im Jahre 1991 hatte der Verein nur noch 80 Mitglieder.
Obwohl zahlreiche Leistungsträger aus unterschiedlichen Gründen den Verein verließen, konnte relativ nahtlos an die Erfolge der 80er Jahre angeknüpft werden. Unsere männliche Jugend C gewann in der Saison 1992/93 in Eberwalde den Landesmeistertitel. Es war die Mannschaft der drei „Daniels“, mit Daniel Karl, Daniel Ehrke und Daniel Schröder. Auch die anderen Jugendmannschaften platzierten sich in dieser Spielzeit auf den vorderen Rängen. In ihrem ersten Oberligajahr waren die Herren des EBV erfolgreich und erreichten einen guten 5.Platz. Erstmals seit Jahren konnte eine Damenmannschaft gemeldet werden, die am Ende ebenfalls einen guten 5.Platz belegte. Den Basketballern aus Eisenhüttenstadt gelang es trotz der Wirren der Wendezeit sofort das Niveau in der Oderregion und vereinzelt auch im Land Brandenburg mitzubestimmen.
Im September 1993 hatte der Verein 132 Mitglieder, davon waren 116 Kinder und Jugendliche. Begünstigt wurde diese Entwicklung durch den ungeheuren Aufschwung, den der Basketball in den 90er Jahren erlebte. Nach den Auftritten des NBA-Dream-Teams bei den Olympischen Spielen in Barcelona 1992 und nach dem überraschenden Europameistertitel für Deutschland 1993 kam es im ganzen Land zu einem regelrechten Basketball- Boom. Zahlreiche Jugendliche wollten es ihren Idolen aus Übersee wie Michael Jordan, Denis Rodman oder Charles Barkley oder den deutschen Größen wie Henning Hanisch, Henrik Rödl oder Detlef Schrempf gleich tun. Nicht mehr Fußball war der Freizeitsport Nummer 1 in Deutschland, sondern Basketball. Überall entstanden Courts und eine besondere Art des Basketballspiels, der Streetball, feierte seinen Siegeszug auf Deutschlands Schulhöfen und Sporthallen. 1994 war der Deutsche Basketball Verband (DBV) der Verband mit dem höchsten prozentualen Mitgliederzuwachs in Deutschland.
Der Aufschwung brachte weitere Probleme. Sorgen bereiteten auch unseren Verein, neben dem stets akuten Mangel an guten Schiedsrichtern und Trainern, sowie den nicht vorhandenen finanziellen Reserven, vor allem zu wenige, nicht ausreichende, Trainingszeiten in schlecht ausgestatteten Sporthallen. Auch darum musste die Mitgliederzahl beschränkt bleiben. Darüber hinaus hatte diese Tatsache auch Einfluss auf die Leistungen der Mannschaften. Fragen der Finanzen blieben immer ein heikles Problem und so war man dankbar für Spenden durch Sponsoren. Im Januar 1993 förderte beispielsweise die Dresdener Bank die Vereinsarbeit im Rahmen der Aktion „Grünes Band für vorbildliche Talentförderung im Verein“ mit 10.000,00 DM.
Anliegen des EBV war und ist es, auf Grund der sozialen Lage in der Stadt, weiterhin niedrige Mitgliedsbeiträge zu erheben. Das war aber nur möglich, wenn die Eltern aktiv mithalfen. Sie organisierten den Transport zu den Wettkämpfen oder finanzierten teilweise die Spielkleidung. Besonders engagiert waren in dieser Zeit die Familien Block, Tobela, Ollnow, Sader, Schmieder, Neumann, Schuster und Lehmann, um nur einige zu nennen. Vom Basketballboom profitierten Mitte der 90er Jahre besonders die Nachwuchsmannschaften unseres Vereins. Eine wichtige Veranstaltung für die Gewinnung des Nachwuchses war der Wettbewerb „Jugend trainiert für Olympia“. Jährlich spielten im Rahmen dieser Aktion Eisenhüttenstädter Schüler um den Stadtmeistertitel. Fast alle Schulen der Stadt mit einer Sekundarstufe I bzw. II waren an diesem Ausscheid vertreten. 1994 spielten beispielsweise 28 Mannschaften in vier Altersklassen. Die sportlichen Maßstäbe setzten bei den Wettkämpfen zumeist die Schüler des Städtischen Gymnasiums, später auch die des Fürstenberger Gymnasiums. Aus diesem Spielerreservoir schöpfte der EBV. Damit gelang es, im Land Brandenburg gute Plätze zu erreichen. Fast jedes Jahr errang mindestens ein Team den Landesmeistertitel. In der Saison 1993/94 waren das die Jungen der D-Jugend. In souveräner Manier wurden sie Landesbester. Trainerin Ina Korch formte eine homogene Mannschaft. Zu diesem Zeitpunkt ahnten nur wenige, dass die damals 12-jährigen Andreas Grimm, Oliver Seelisch, Mathias Goertz, Silvio Diehl, Silvio Lübke und Mathias Block zu einem Jahrgang gehörten, der noch zahlreiche Erfolge in anderen Altersklassen erspielen würde. Ein Jahr danach errangen die 12- bis 13-jährigen Jungen von Trainer Jürgen Porzig überraschend in ihrer Altersklasse den Bestentitel des Landes Brandenburg. Stützen dieses Teams waren Kapitän Andreas Grimm, Silvio Diehl, Ronny Guleiof, Matthias Eggert, Oliver Holz auf der Haide und Christian Schönsee.
Im September 1993 nahmen fünf Trainer des EBV an einem Lehrgang des Basketballverbandes Sachsen-Anhalt in Halle teil. Erfahrene Trainer aus Deutschland und Tschechien führten diese Fortbildung durch. Im Juni 1994 leitete Jack Lehane, ein erfolgreicher Coach aus den USA, der bereits Spitzenteams in England, Deutschland und Griechenland trainiert hatte, einen Weiterbildungslehrgang für Sportlehrer in Eisenhüttenstadt, an dem auch Spieler als Demonstrationsteam und Trainer des EBV teilnahmen.
Im Jahr 1994 begannen beim EBV Kinder von acht Jahren an, in einem Mini-Team zu punkten. Mit Unterstützung der Stadt war es möglich, in der Turnhalle der 5.Grundschule eine Anlage mit tiefer hängenden Körben (2,75 m) zu erwerben. Neben dieser Turnhalle in der Eisenbahnstraße waren ab 1994 auch die Hallen der beiden Gymnasien und der Realschule 1 für den Trainingsbetrieb des EBV belegt. Damit konnten die Bedingungen für die 180 Mitglieder des Vereins etwas verbessert werden. Immerhin war der EBV nun in dreizehn Altersklassen, angefangen von den Mini-Teams über die weiblichen und männlichen Jugendmannschaften bis hin zu den Damen, Herren und Senioren, in der Landesmeisterschaft bzw. bei den bei Bestenspielen vertreten. Kontinuierlich wurde die Trainingsarbeit verbessert.
Im August 1994 weilten fünf Sportler des EBV im Hoop Camp in Bremen. An sieben Tagen anstrengenden Trainings mit erfahrenen Trainern aus den USA und ganz Europa lernten Sandra und Sebastian Tobela, Andre Sader, Mathias und Alexander Block viele neue Techniken, Ideen und Praktiken kennen. Weitere EBV-Spieler nutzen diese Art Camps in den Folgejahren.
Neben dem Trainings- und Wettkampfbetrieb gab es eine Vielzahl von Aktivitäten der einzelnen Teams, um ein reges Vereinsleben zu entwickeln. Man traf sich regelmässig zu Bowlingabenden oder ging zu den Geburtstagen der Mannschaftsmitglieder. Die jüngeren Vereinsmitglieder unternahmen ge- meinsam mit den Eltern Wochenendausflüge. Höhepunkt ist seit 1990 am Jahresende und seit 1994 auch im Juni das traditionelle Familienkegeln auf allen Bowlingbahnen des Bowling Point. Dort treffen sich die Vereinsmitglieder mit Trainern und Eltern, um das Jahr bzw. die Saison ausklingen zu lassen.
Mit einem ausgezeichneten 3.Platz in der Oberliga übertrafen die Herren in der Spielzeit 1994/95 alle Erwartungen. Die Mannschaft um Spielertrainer Steffen Gust, Kapitän Jörg Hohlbein und Topscorer der Saison, Jörg Bastian, spielte eine hervorragende Saison. Doch bereits im nächsten Jahr gab es Probleme im Team. Es fehlte am nötigen Engagement der Spieler, die Beteiligung am Training und am Spielbetrieb war mangelhaft. Der Vereinsvorstand erwog sogar, die Mannschaft aus dem Spielbetrieb auszuschließen und abzumelden. Es war ein Signal zur rechten Zeit. Der Mannschaft gelang noch ein 5.Platz in der Oberliga. Es sollte für Jahre die beste Platzierung eines Herrenteams bleiben. Der sportliche Abstieg konnte nicht verhindert werden.
In der Saison 1995/96 wurde die männliche Jugend C ungeschlagen Landesmeister. Unter der Leitung von Trainer Alexander Block waren vor allem Spielmacher Oliver Seelisch, Topscorer Stefan Mirsch sowie die Defensivspieler Mathias Block und Mathias Goertz die Erfolgsgaranten in einem ausgeglichenen Eisenhüttenstädter Team. Im gleichen Jahr gewannen auch die weibliche Jugend D sowie die Basketballspielerinnen und -spieler des Mini-Teams, trainiert von Stefan Mirsch die Landesmeisterschaft. Die Herrenmannschaft musste sich nach einem achten Platz aus der Oberliga verabschieden. EBV – Topscorer Jörg Bastian gehörte trotzdem zu den erfolgreichsten Korbjägern Brandenburgs.
An den 1.Landesjugendspielen in Potsdam 1996 nahmen drei Teams des EBV teil. Die weibliche D-Jugend holte sich dabei ebenso wie die männliche C-Jugend den Titel. Mit zwei Niederlagen enttäuschten die Jungen der B-Jugend. Wie ein Jahr zuvor gelang es den Jungen der C-Jugend auch 1997 den Landesmeistertitel zu gewinnen und sich damit für die Jugendmeisterschaft des Regionalbereiches Nord zu qualifizieren. Dabei trafen sie auf die Meister und Vizemeister von Berlin und Sachsen-Anhalt. Die Mannschaft um Silvio Diehl, Andreas Grimm, Stefan Machno, Matthias Höhn und Trainer Manfred Borchert scheiterten nach guten Spielen erst im Halbfinale.
Die erfolgreichsten EBV – Spieler wurden regelmäßig in die Auswahlteams des Landes Brandenburg berufen. Im Jahr 1997 erhielten Maja Stettnisch, Judith Gollata sowie Christian Pleßow, Robert Schröder, Alexander Türk und Michael Dagenbach eine solche Einladung. Christian Pleßow, Robert Schröder und Alexander Türk weilten Anfang 1997 mit der Landesauswahl Brandenburgs zum Bundesjugendtreffen in Heidelberg. Dort trafen die Brandenburger auf Auswahlmannschaften aus der gesamten Bundesrepublik. Christian Pleßow spielte in der „Starting five“ und war bester Rebounder der Auswahl. Robert Schröder gelangen trotz kurzer Einsatzzeiten immerhin 24 Punkte.
Die Damenmannschaft des EBV hatte sich in diesem Zeitraum in der Oberliga etabliert und mit dem 3. Platz 1997 ihre beste Platzierung erreicht. Im gleichen Jahr gelang den Spielerinnen um Astrid Presch, Anne Padel, Doreen Westphal und Jaqueline Lindecke erstmals auch der Einzug ins Pokalfinale des Landes Brandenburgs. Dort scheiterten sie nach großem Spiel am späteren Pokalgewinner Lok Bernau.
Bei der Wahl der „Sportler des Jahres 1998“ wurden die B – Junioren des EBV in Eisenhüttenstadt zur Mannschaft des Jahres gewählt. Das Team von Trainer Alexander Block, erst 19 Jahre jung, hatte sich aus den Anfängen der Minibasketballbewegung bis hin zur B-Jugendmannschaft kontinuierlich entwickelt. Ausdruck dessen war der Gewinn der Landesmeisterschaft 1998. Garant für den Erfolg war die ausgeglichene Besetzung und der langjährige Zusammenhalt der Mannschaft. Andreas Grimm, Silvio Diehl, Oliver Seelisch und Stefan Machno waren für das Spiel des Teams verantwortlich. In der Verteidigung ackerten vor allem Mathias Goertz und Mathias „Bulle“ Block. Sie hielten die gegnerischen Angreifer vom Korb fern und der 2,01 große Center Stefan Mirsch erzielte viele Punkte. Er war in dieser Saison ein wertvoller Spieler des Teams. Aufgrund seiner guten Leistungen erhielt er eine Delegierung zum Bundesligisten TV Rhöndorf. Auch die „Bank“ mit Robert Plietz, Denny Moschik und Oliver Holz auf der Haide war eine wichtige Größe im EBV – Team.
In der Saison 1998/99 setzte unser Damenteam, geleitet von Trainer Jörg Bastian, seine erfolgreiche Bilanz der Vorjahre fort und errang in der Oberliga einen sehr guten 3.Platz sowie im Pokal einen ausgezeichneten 2.Platz. Die Mannschaft hatte sich als Spitzenmannschaft in Brandenburg etabliert. Kontinuierlich wurden Spielerinnen aus dem eigenen Nachwuchs an das hohe Niveau herangeführt und damit entstandene Lücken geschlossen. Großen Anteil daran hatten Spielerinnen wie Astrid Presch, Andrea Richter, Doreen Westphal und Peggy Jarling, die den Kern der Mannschaft bildeten.
Peggy Jarling und Doreen Westphal waren in dieser Saison mit jeweils über 300 Punkten in 14 Spielen die beiden erfolgreichsten Korbwerferinnen der Saison aller Oberligateams. Doreen Westphal bewies mit 79,3 % eine traumhafte Sicherheit an der Freiwurflinie. Beide Spielerinnen gehörten auch zu den Stützen der A-Jugendmannschaft, die ebenfalls einen 3.Rang belegte.
Die Jungen der B-Jugend konnten ihren Titel vom Vorjahr verteidigen. Ähnlich erfolgreich schnitten die Kinder von der gemischten Mini-Mannschaft bei ihrer Bestenermittlung ab. Mit Björn Kaiser, Norman Leitzke, Janine Pfeufer, Tanja Dagenbach und Christian Badorrek wuchs ein hoffnungsvoller Nachwuchs heran. Das Team der männlichen Jugend C qualifizierte sich für die höchste Spielklasse – für die Oberliga.
In der Saison 2000/2001 knüpfte das Team der männlichen U 20 an vorherige Erfolge an und gewann erneut einen Landesmeistertitel. Aufgrund einer über mehrere Jahre stabilen Mannschaftszusammensetzung und einer systematischen Trainingsarbeit der Trainer Manfred Borchert, Alexander Block und Andreas Grimm wurde das hohe Spielniveau ständig ausgebaut. Die errungenen Titel in fast allen Altersklassen sind ein Beweis für die Ausnahmestellung solcher Spieler wie Norman Jentsch, Stefan Machno, Tilo Karschunke, Maik Seiring, Michael Dagenbach, Thomas Borchert, Denny Moschik, Matthias Höhn und Alexander Türk.